Unser Leserbrief
Veröffentlicht in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 3. Juni 2020
Zu „Das Gewicht einer Krone“ von Andreas Kilb (F.A.Z. vom 22. Mai 2020)
Mehr als eine Episode
Eine Schau, die sich kritisch mit Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg auseinandersetzt und Henriette von Oraniens Leistungen für Preußen würdigt, ist sehr zu begrüßen. Zu unrecht jedoch stellt die Ausstellungsrezension fest, dass der oranische Einfluss „in der preußischen Geschichte eine Episode“ blieb. Das Gegenteil ist der Fall. Nicht nur reisten angehende preußische Regenten in die Niederlande, wie der spätere Friedrich Wilhelm III., den kulturellen Austausch beider Länder vertiefte auch die oranisch-hohenzollernsche Heiratspolitik. In dreihundert Jahren verbanden sich beide Häuser sechsmal in den Hauptlinien.
Zum Beispiel heiratete Wilhelmine Sophie von Preußen (1751 bis 1820) Wilhelm V. von Oranien. Ihrer außenpolitischen Allianz mit ihrem Bruder, Friedrich Wilhelm II. von Preußen, hat Berlin das Brandenburger Tor zu verdanken, dessen Bildprogramm die politischen Erfolge der Geschwister feiert. Auch für den preußisch-schlesischen Baumeister des Tores, Carl Gotthard Langhans, gehörten Dienstreisen in die Niederlande zum Pflichtprogramm. Langhans' architektonisches Meisterwerk präsentierte folglich den höchsten technischen Stand seiner Zeit. Und schließlich heiratete Wilhelmines ältester Sohn Wilhelmine Luise von Preußen (1774 bis 1837) und bestieg 1814 als Wilhelm I. den neuen niederländischen Thron.
Zitha Pöthe-Elevi
für die Carl-Gotthard-Langhans-Gesellschaft Berlin e.V.